4. Geldpolitik
Lernziele:
Am Ende dieser Einheit sind Sie in der Lage,
  • die Bedeutung und Arten der Geldmenge zu benennen,
  • das Instrument der Offenmarktpolitik zu erklären,
  • den Begriff Fazilitäten zu erklären und die unterschiedlichen Fazilitäten zu benennen,
  • den Sinn der Mindestreservepolitik zu beschreiben
  • Gedanken zur Wirksamkeit der Instrumente anzustellen
Was macht eigentlich den Wert des Geldes aus?
Ein 500€- Schein in der Sahara oder einer einsamen Insel ist für den Besitzer nichts Wert. Er kann sich nichts dafür kaufen. Erst die Möglichkeit den Schein gegen Güter oder Dienstleistungen zu tauschen macht ihn wertvoll.
Die Anerkennung als gesetzliches Zahlungsmittel reicht für die Wertbestimmung nicht aus, wie man an den Währungen der osteuropäischen Länder sehen kann. Für den Rubel kann man wegen des schnellen Wertverfalls nicht viel kaufen. Die heimliche Währung ist daher der Dollar.
Ein Beispiel aus der letzten Vergangenheit:
Banka, Banka suche ich in Herceg Novi lange vergeblich. Die restlichen Kuna, die aus Kroatien übriggeblieben sind, will in den Mini-Markets keiner haben. Das wundert mich, die sind doch bestimmt hundertmal stabiler als der Dinar.
Endlich eine Bank. "Ich möchte Geld wechseln", sage ich am Schalter.
Banka: "Was für Geld?"
Ich: "Deutsche Mark" . Die Antwort des Angestellten verstehe ich nicht. "Kann man an diesem Schalter nicht wechseln?"
Banka: "In welche Währung wollen Sie denn wechseln?"
Ich: "In Ihre Währung - äh - ich bin gerade erst eingereist. Äh. Was haben Sie denn hier? Dinar doch wahrscheinlich."
Banka: "Sie können mit Deutschen Mark hier bezahlen. In den Geschäften ist alles in DM ausgeschildert. Die Mark ist offizielle Währung hier in Montenegro."
Ich: Wie bitte? DM in Montenegro? Das kann doch nicht wahr sein! "Wie lange denn schon?"
Banka: "Seit etwa einem Jahr."
Ich: Das muß ich ausprobieren! Im nächsten Mini-Market kaufe ich eine Pepsi, zwei fladenartige Brote und Wurst. Macht 4 Mark, 45 Pfennige. Ich schiebe 10 Mark über die Theke, die Dame gibt mir zurück: 5 Mark, 50 Pfennige, 1 Dinar und 50 Para. "1 DM = 35 Dinar" steht neben der Kasse. Was für ein witziger Mischmasch. Offenbar haben sie nur die silbernen deutschen Münzen.
Mit größeren Dinar-Beträgen will aber keiner etwas zu tun haben. Die Mark wurde hier eingeführt, weil der Dinar rapide an Wert verliert.
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Steigt die Geldmenge stärker als die Gütermenge, sinkt der Wert des Geldes.
Das Ziel des stabilen Geldes lässt sich also nur erreichen, wenn die Geldversorgung möglichst knapp gehalten wird.  Durch Erhöhung oder Reduktion der Geldmenge kann die EZB die Wirtschaftspolitik steuern. Vor allem in Zeiten hoher Inflation wird die Geldmenge reduziert, um die Teuerung zu bekämpfen. Je mehr Geld bei gleichbleibendem Warenausstoß und konstanter Umlaufgeschwindigkeit zirkuliert, desto höher ist die Gefahr einer Inflation. Und vor einer Inflation, die den üblichen Rahmen sprengt, haben in den Euroländern alle Angst. Darum ist es Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB), die Geldmenge und damit die Inflation in Schach zu halten.
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Die Größe zu definieren, die man als Geldmenge zu Grunde legt ist aber nicht einfach.
Zunächst kann man sagen, dass zur Geldmenge die Mittel zu rechnen sind, die den Haushalten, den Unternehmen und dem Staat zum Kauf von Gütern und Dienstleistungen zur Verfügung stehen. Man spricht hier von der nachfragewirksamen Geldmenge oder der Gesamtheit der Zahlungsmittel in den Händen inländischer Nichtbanken.
Diese Geldmenge besteht aus Bargeld und Buchgeld.
  • Bargeld sind Banknoten und Münzen,
  • Buchgeld ist sog. stoffloses Geld. Das sind also Guthaben und Einlagen bei Geschäftsbanken.