4.1 Geldmenge und geldpolitische Instrumente
Man unterscheidetdrei Geldmengenbegriffe. Die Entwicklung der Geldmenge wird von der Europäischen Zentralbank monatlichveröffentlicht.
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International haben sich folgende Geldmengen-Abgrenzungen durchgesetzt:
  • Geldmenge M1, bestehend aus dem Bargeldumlauf und den Sichtguthaben bei den Kreditinstituten;
  • Geldmenge M2, bestehend aus M1 zuzüglich der Termineinlagen bei Kreditinstituten mit einer Befristung unter vier Jahren;
  • Geldmenge M3, bestehend aus M2 zuzüglich der Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist.
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Von der Deutschen Bundesbank wurde früher im voraus für das jeweils neue Jahr eine Größe bekannt gegeben, um die sich die Geldmenge (M3) ausweiten sollte. Die Regulierung der Geldmenge ist insofern von Bedeutung, als sie dazu beiträgt, die von Regierung und Zentralbank erwünschten volkswirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Hierzu gehören unter anderem Preisstabilität, Wirtschaftswachstum sowie ein Höchstmaß an Beschäftigung.

Die Europäische Zentralbank (EZB) veröffentlicht kein explizites Geldmengenziel, sondern gibt lediglich einen
Referenzwert für das von ihr als angemessen erachtete Wachstum der Geldmenge M3 bekannt. Dieser liegt derzeit bei4,5%. Die Ableitung dieses Referenzwertes erfolgt aber nach den gleichen Regeln wie früher die Ableitung des Geldmengenziels der Deutschen Bundesbank. Die Geldmengenentwicklung spielt innerhalb der geldpolitischen Strategie der EZB eine wichtige Rolle. Über- oder Unterschreitungen des Referenzwertes werden als Indikatoren für geldpolitischen Handlungsbedarf angesehen.
Derzeit (28.06.04) beschleunigt sich das Geldmengenwachstum. Es lag im Februar 2003 bei 3,25% und im Mai 2004 bei 4,7%. Der Referenzwert ist somit überschritten.  Ein starkes Geldmengenwachstum erhöht im Allgemeinen die Inflationsgefahr, was für die EZB üblicherweise ein Grund wäre, eine Zinserhöhung vorzunehmen. Da mit dem Geld infolge der Konjunkturschwäche derzeit jedoch keine Waren oder Dienstleistungen nachgefragt wurden, droht aktuell keine Inflation.
Steigt die Geldmenge stärker als vorgesehen, greift die EZB ein um das Geld zu verknappen. Ziel ist es dabei, Einfluss auf die Geschäftsbanken zu nehmen und deren Liquidität zu drosseln.
Seit 1999 hat die EZB die Möglichkeit die Geldmenge durch Leitzinsfestsetzung zu beeinflussen. Sie kann dazu
  • die Geldmenge begrenzen (restriktive Geldpolitik) oder
  • die Geldmenge ausweiten (expansive Geldpolitik).
In der Rezession wird die EZB die Zinsen senken und damit die Liquidität und somit die Kreditvergabemöglichkeiten der Banken erhöhen.
Durchsinkende Zinsen sollen die Unternehmen und Haushalte mehr Kredite aufnehmen und damit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigern. Dadurch steigt die Produktion und die Beschäftigung und........
Allerdings steigt auch die Inflationsgefahr.
Die Politik des billigen Geldes soll allerdings nicht so aussehen:
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Sieht es so hinter den belgischen Geldautomaten aus?
«Bitte nehmen Sie die Scheine aus dem Drucker.»
Deutschsprachige Aufforderung an belgischen Geldautomaten.)
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  • Die EZB ist verantwortlich für die Geldpolitik im Europäischen Währungssystem EWS.
  • Hauptaufgabe der EZB ist die Sicherung der Geldwertstabilität.
  • Der Rat der EZB beschließt über den Einsatz der geld- und kreditpolitischen Instrumente, die im Bundesbankgesetzfestgelegt sind.
  • Mit ihrer Geldpolitik beeinflusst die EZB die Geldmenge.
  • Die Kreditvergabe unterliegt in unserer Marktwirtschaft den Gesetzen von Angebot und Nachfrage.
  • Weiten die Kreditinstitute ihr Angebot an Krediten aus, wird der Preis dafür - wir sprechen vom Zins - sinken. Umgekehrt werden die Kreditzinsen steigen, wenn sich das Kreditangebot verknappt.
In einer konjunkturellen Boomphase mit hohen Inflationsraten geht die EZB den umgekehrten Weg: Sie versucht die Zinsen zu erhöhen und mit einer Politik des knappen Geldes die Geldmenge zu begrenzen. Die Refinanzierung der Geschäftsbanken bei der Zentralbank verteuert sich. Dadurch können weniger Kredite vergeben werden. Die Banken geben dann die höheren Zinsen an die Kunden weiter um Gewinneinbußen zu vermeiden. Die Kredite werden teuerer.
Dadurch werden weniger Kredite aufgenommen. Dadurch wird die Geldmenge begrenzt. Die Investitionen werden reduziert. Die Nachfrage sinkt. Das Preisniveau stabilisiert sich wieder.
Sinkender Konsum und sinkende Investitionen kosten allerdings auch Arbeitsplätze.
Die Geldmengensteuerung der EZB erfolgt durch drei Instrumente:
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