6. Internationale Wirtschaftspolitik
Lernziele:
Am Ende dieser Einheit sind Sie in der Lage
  • die Auswirkungen der Globalisierung einzuschätzen
  • Aufgaben und Organisation von Europäischer Union, Internat. Währungsfonds und Weltbank zu erläutern
Internationale Wirtschaftspolitik hat viel mit Globalisierung zu tun.
Folgendes Beispiel ist allerdings nicht ganz ernst gemeint:
graphicgraphicgraphic
Es ist bekannt wie sehr "International Economics" den Wohlstand der Volkswirtschaften und einzelner Personen und Personengruppen, z.B. in verschiedenen Branchen einer Volkswirtschaft, betrifft. Man muss sich allerdings auch klar machen, welche Konfliktpotentiale zwischen den Volkswirtschaften und in ihrem Inneren bestehen.
graphic
Auch ohne Zutun wirtschaftspolitischer Instanzen, z.B. der staatlichen Regierungen, gibt es ständige Veränderungen der Handelsmuster und als deren Folge der Einkommensverteilung zwischen den Volkswirtschaften und innerhalb der Volkswirtschaften. Dies wird beispielsweise durch die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen, Innovationen oder eine Veränderung im Gefüge der Transportkosten verursacht. Diese Veränderungen können für einzelne Volkswirtschaften vorteilhaft, d.h. per Saldo wohlstandsmehrend, oder nachteilig, d.h. per Saldo wohlstandsvermindernd, sein.
Der Ausdruck "per Saldo" weist auf eine wesentliche Tatsche im Rahmen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen hin: Einzelne Volkswirtschaften oder die meisten von ihnen oder im Extremfall auch alle von ihnen können durch internationale Wirtschaftsbeziehungen profitieren, einzelne Gruppen oder einzelne Personen können aber trotzdem Nachteile davon haben.
Stellen Sie sich den Fall vor, dass ein Land vom Übergang zum Freihandel (beispielsweise durch Aufnahme in die EU im Binnenmarkt der EU) durch erhöhte Exporte jener Branchen, die durch hochqualifizierte Mitarbeiter, Innovationen und Kapitalstärke, profitiert, d.h. sein Volkseinkommen erhöht. In einem solchen Fall ist es trotz aller Vorteile wahrscheinlich, dass wettbewerbsschwache Branchen und somit auch die dort beschäftigten Menschen Einkommensverluste erleiden. Sie werden von den neuen Handelsvorteilen nur nach einem längeren Umstellungsprozess profitieren können.
Die "Internationale Wirtschaftspolitik" hat das Ziel, durch Beeinflussung der wirtschaftlichen Außenbeziehungen der einzelnen Volkswirtschaften den Wohlstand der an den Außenbeziehungen beteiligten Volkswirtschaften zu heben. Dies kann durch geeignete nationale Maßnahmen, z.B. wechselseitige Liberalisierung mit Hilfe von Handelsverträgen, oder durch Maßnahmen internationaler Organisationen, etwa einer Wirtschaftsunion mit eigenen Zuständigkeiten (wie der EU) oder der WTO (World Trade Organization), angestrebt werden.
Ökonomisch interessant sind die langfristigen Effekte einer wirtschaftlichen Verflechtung auf die Wachstumsrate. Hierbei kommt die theoretische ökonomische Forschung zu einem interessanten Ergebnis: Nicht Außenhandel selbst führt zu den langfristigen Wachstumseffekten, sondern die durch Handel mögliche internationale Verbreitung von bestehendem Wissen und Wettbewerb sowie Synergieeffekte bei der Schaffung von neuem Wissen. Die unzureichende internationale Diffussion von neuem Wissen führt hingegen unweigerlich dazu, dass die Abstände zwischen ärmeren und reicheren Ländern größer werden.
graphic
Hieraus ergeben sich für Industrieländer, deren Wirtschaftswachstum im Allgemeinen besonders von der Zufuhr neuen Wissens abhängt, zwei wichtige wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen:

- Ein in die Weltwirtschaft integriertes Industrieland, das seinen Wohlstand steigern möchte, sollte die Mehrung seines Wissenskapitals zu einem zentralen Ziel der nationalen Wirtschaftspolitik machen. Neben gezielten Maßnahmen zur Schaffung von neuem Wissen (Innovationspolitik) umfasst dies vor allem auch umfassende Anstrengungen, um leichten Zugang zu bestehendem ausländischen Wissen zu erhalten und dieses Wissen im Inland schnell zu verbreiten (Diffusionspolitik).

- Um zu verhindern, dass es durch Globalisierung zu einer weiteren Polarisierung kommt, müssen der Schutz und die möglichst reibungslose weltweite Verbreitung von neuem Wissen zu einem zentralen Ziel der internationalen Wirtschaftspolitik werden. Langfristig wird die internationale Verbreitung von neuem Wissen größere Auswirkungen auf den Wohlstand haben als ein möglichst freier Welthandel an sich.