5.3 Antizyklische Fiskalpolitik
John Maynard Keynes(18831946)
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hat 1936 sein Buch “The General Theory of Employment, Interest and Money”veröffentlicht.
  • Er machte deutlich, dass ein marktwirtschaftliches System nach wirtschaftlichen Störungen nicht automatisch zu einem langfristigen Gleichgewichtszustand zurückkehre, sondern dass auch eine längerdauernde Depression eintreten könne. Die Theorie, demzufolge die Produktion sich allemal eine entsprechende Nachfrage schafft, ist unzutreffend.
  • Ersparnisse werden nicht automatisch zu Investitionen, und bei einem freien Spiel der Kräfte herrscht nicht automatisch Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosigkeit ist also nicht immer eine „freiwillige“ in dem Sinne, als es bei entsprechender Lohnanpassung immer genug Jobs gäbe. Denn die Löhne sind andererseits ja auch eine Kaufkraftgröße, und somit hängt das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität, einschließlich der Entscheidungen der Unternehmer, von der Gesamtnachfrage ab.
  • Keynes unterstellt eine einkommensabhängige Konsumfunktion; eine zinsabhängige Investitionsfunktion und eine von Einkommen und Zins abhängige Geldnachfragefunktion.
  • Keynes plädierte daher im Falle ökonomischer Schwankungen für eine Umverteilung von Einkommen zum Zwecke der Hebung der Endnachfrage; für eine Politik des „billigen Geldes“; und für eine antizyklische Fiskalpolitik, das heißt für den Ausgleich der Nachfrageschwankungen durch den Staat. Wenn die private Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern zu gering ausfällt, muss der Staat entweder die Steuern senken oder „ankurbeln“.
Die Zielsetzung entspricht der Forderung des Stabilitätsgesetzes nach einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht.
Der Staat muss demnach der konjunkturellen Entwicklung entgegenwirken, also eine antizyklische Fiskalpolitik betreiben.
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Im Konjunkturabschwung soll der Staat zusätzliche Nachfrage schaffen und im Boom die Nachfrage abbauen.
In der Rezession  kann der Staat die fehlende private Nachfrage durch erhöhte staatliche Nachfrage kompensieren und über Steuersenkungen für verstärkte private Nachfrage sorgen.
In der Hochkonjunkturmit relativ hohen Preissteigerungsraten muss der Staat seine Ausgaben kürzen um die Nachfrage zu reduzieren. Durch Steuererhöhungen kann er die private Nachfrage dämpfen.
Um in der Rezession die öffentliche Nachfrage zu erhöhen, soll die Regierung bewusst ein Haushaltsdefizit in Kauf nehmen, während sie im Boom Haushaltsüberschüsse bildet. Die Politik des bewussten Schuldenmachens nennt man  deficit-spending . Die dazu notwendigen Kredite werden in Boomzeiten wieder zurückgezahlt. Es werden zudem Rücklagen gebildet.
Leider klappt das nicht so einfach. Grund dazu ist die Möglichkeit mangelnder Vorausschau und globale Einwirkungen die nicht abgeschätzt werden können.
Im Einzelnen sieht das Stabilitätsgesetz folgende Maßnahmen der antizyklischen Fiskalpolitik vor:
  • im Abschwung
    • zusätzliche Staatsausgaben, um die öffentliche Nachfrage zu erhöhen
    • Senkung der Einkommenssteuer um die private Nachfrage zu erhöhen
    • Schaffung von Abschreibungsvergünstigungen für Investitionen; die Erhöhung der Abschreibungssätze bewirkt eine Steuerersparnis bei Unternehmen die dadurch mehr investieren sollen
    • Erweiterung von Finanzhilfen zur Erhaltung von Betrieben
    • Auflösung der in der Hochkonjunktur geschaffenen Konjunkturausgleichsrücklagen zur Konjunkturankurbelung
    • zusätzliche Kreditaufnahme
  • im Aufschwung
    • Beschränkung oder Verschiebung von Staatsausgaben um öffentliche Nachfrage zu drosseln
    • Erhöhung der Einkommens- und Körperschaftssteuer um private Nachfrage zu bremsen
    • Abbau öffentlicher Kreditaufnahme zur Schuldentilgung
    • Bildung der Konjunkturausgleichsrücklage aus Steuermitteln, die bei der Bundesbank hinterlegt werden
    • Reduzierung von Abschreibungsvergünstigungen
    • Kürzung bzw. Abbau von Subventionen
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