6.2 Der Internationale Währungsfonds
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182 Länder gehören dem Internationalen Währungsfonds (IWF) oder auch IMF an. Der IWF wurde geschaffen, um
  • die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Währungspolitik zu fördern;
  • die Ausweitung und ein ausgewogenes Wachstum des Welthandels zu erleichtern;
  • die Stabilität der Wechselkurse zu fördern; bei der Errichtung eines multilateralen Zahlungssystems mitzuwirken;
  • den Mitgliedsländern in Zahlungsbilanzschwierigkeiten die allgemeinen Fondsmittel zeitweilig und unter angemessenen Sicherungen zur Verfügung zu stellen und
  • die Dauer und das Ausmaß der Ungleichgewichte der internationalen Zahlungsbilanzen der Mitgliedsländer zu verringern.

Der Gouverneursrat, in dem jedes Land in der Regel durch eine Gouverneur (in der Regel Präsident der Zentralbank oder Finanzminister) vertreten ist, entscheidet z. B. über neue Mitglieder oder Änderungen. Das Exekutivdirektorium besteht aus 24 Direktoren, denen die laufende Geschäftsführung obliegt. Ähnlich wie in der Weltbank werden fünf Direktoren aus den USA, Japan, Deutschland, Frankreich und Großbritannien ernannt, die übrigen werden in den Stimmrechtsgruppen gewählt.
Das Kapital wird von den Mitgliedsländern bereitgestellt. Je nach Kapitalanteil werden Quoten zugewiesen, welche Einzahlungsverpflichtung, Stimmrecht und das Recht auf finanziellen Rückgriff auf den Fonds regeln.
Kurzdaten des IWF:
  • Der Internationale Währungsfonds (IWF) wurde am 27. Dezember 1945 mit der Unterzeichnung eines Übereinkommens durch 29 Länder offiziell ins Leben gerufen; ausgearbeitet wurde das Übereinkommen auf einer Konferenz in Bretton Woods, im amerikanischen Bundesstaat New Hampshire (1. bis 22. Juli 1944). Der IWF nahm seine Finanzoperationen am 1. März 1947 auf.
  • Derzeitige Mitgliedschaft: 182 Länder.
  • Quotensumme: 210 Mrd. SZR (fast 300 Mrd. US-$), im Anschluss an eine 45-prozentige Quotenerhöhung, die am 22. Januar 1999 in Kraft trat.
  • Leitende Organe: Gouverneursrat, Internationaler Währungs- und Finanzausschuss, Exekutivdirektorium.
  • Geschäftsführender Direktor:  Der bisherige spanische Wirtschaftsminister Rodrigo Rato
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  • Der bisherige Direktor Horst Köhler wird neuer Bundespräsident.
  • Personal: Ungefähr 2 700 Mitarbeiter/innen aus 123 Ländern.
Rechnungseinheit: Sonderziehungsrecht (SZR oder SDR). Mit Stand vom 02.07.2004 betrug 1 SDR1 = € 1,20689
Die Finanzkrisen der letzten Jahre haben offenkundig gemacht, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) weit davon entfernt ist, ein Garant für die Stabilität des internationalen Wirtschafts- und Finanzsystems zu sein. Viele Ökonomen teilen die Einschätzung, der Fonds habe mit seiner fehlgeleiteten Politik die Asienkrise unnötig verschärft. Manche werfen ihm sogar vor, er habe mit seinen Politikempfehlungen zur Entstehung der Krise beigetragen.
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Seit Jahrzehnten wird dem Fonds von Nicht-Staatsorganisationen (NGO) vorgeworfen, seine Politik treibe Entwicklungsländer in die Armut. Länder in Zahlungsschwierigkeiten würden die dringend benötigten IWF-Kredite nur bekommen, wenn sie ein wirtschaftspolitisches „Sanierungsprogramm" durchführten, das in Wirklichkeit die Mehrung von Wohlstand behindere und seine Verteilung drastisch verschlechtere.
Die Erklärung für das kritisierte Verhalten des Fonds wird zunächst darin gesehen, dass er falschen ökonomischen Vorstellungen verhaftet sei. Diese „ideologische Befangenheit" wird von einigen darauf zurückgeführt, dass der Fonds letzten Endes den ordnungspolitischen Präferenzen „des Kapitals" und seines mächtigen Anwaltes, der US-Regierung, verpflichtet sei. Andere stellen eher die Selbstherrlichkeit der IWF-Technokraten, die sich einer politischen Kontrolle weitgehend entzögen, in den Vordergrund.