4.2 Offenmarktpolitik
Kernpunkt des geldpolitischen Instrumentariums ist die Offenmarktpolitik.
Offenmarktpolitik nennt man den An- und Verkauf von Wertpapieren durch die EZB. Dadurch werden Kreditinstituten und der Wirtschaft Zahlungsmittel zugeführt oder entzogen. Der Begriff "Offener Markt" erinnert an die Praxis der Bank von England. Sie wickelte ihre Aktivitäten in Staatsanleihen auf einem allen Teilnehmern offenen Markt ab.
Hierbei werden insbesondere Wertpapiere, Devisen an- und verkauft sowie Kredite an Geldinstitute gewährt.
Durch den
  • Verkauf von Wertpapieren auf dem offenen Markt kann die EZB dem Wirtschaftskreislauf Geld entziehen
  • durch den Kauf kann sie Geld in den Wirtschaftskreislauf pumpen
Zur Wirtschaftsbelebung kauft die EZB Wertpapiere von den Geschäftsbanken. Diese erhalten dafür Geld und erhöhen Ihre Liquidität. (Geldschöpfung)
Bei Inflationsgefahr verkauft die EZB Wertpapiere zu günstigen Konditionen. Durch die Bezahlung wird Geld entzogen (Geldvernichtung)
graphic
Der An- und Verkauf von Wertpapieren erfolgt in verschiedenen Formen. Zwei wichtige Instrumente der Offenmarktpolitik sind hierbei:
  • Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) mit zweiwöchiger Laufzeit
Hierbei gibt die EZB den Geschäftsbanken mehr oder weniger Kredite mit einer Laufzeit von zwei Wochen gegen Hinterlegung von Sicherheiten (z.B. Wertpapiere) . Es wird damit der Löwenanteil des Geldvolumens im Umlauf gesteuert.
  • längerfristige Refinanzierungsgeschäfte mit dreimonatiger Laufzeit
Mengenmäßig ist dieses Instrument nicht so bedeutend.
An- und Verkauf erfolgen dabei mit einer Rückkaufvereinbarung, sodass Wertpapiere in Pension gegeben werden. Man nennt diese Geschäfte deshalb Wertpapierpensionsgeschäfte.
Dies ist eine besondere Form der Offenmarktpolitik, bei der die Notenbank von den Banken Wertpapiere ankauft, unter der Bedingung, dass die Banken diese Papiere zu einem vorher vereinbarten Termin und Konditionen zurückkaufen. Solche Wertpapierpensionsgeschäfte setzte die Bundesbank erstmals im Juni 1979 ein. Seit Mitte der achtziger Jahre erfolgte die laufende Bereitstellung von Zentralbankgeld zunehmend über dieses Instrument. Im Rahmen des Europäischen System der Zentralbanken (EZSB) heißen diese Geschäfte "neutrale befristete Transaktionen". Die Bundesbank kauft die Wertpapiere heute jedoch nicht mehr an - sie werden ihr nicht mehr übereignet, sondern nur noch verpfändet. Die Bereitstellung von Zentralbankgeld erfolgt im EZSB hauptsächlich über das Hauptrefinanzierungsgeschäft.
graphic
Der Leitzins für die HRG hat die Funktion eines europäischen Leitzinses, an dem sich die Geschäftsbanken orientieren sollen.
graphic
Derzeit gültige EZB-Sätze (in %)
Hauptrefinanzierungsgeschäft, (Mindestbietungssatz): 2,00
Längerfristiges Refinanzierungsgeschäft, (marginaler Zinssatz):  2,00
Spitzenrefinanzierungsfazilität (Zinssatz): 3,00
Einlagefazilität (Zinssatz): 1,00
Diskont- und Lombardsatz der Deutschen Bundesbank werden seit dem 1. Januar 1999 nicht mehr festgesetzt.
Durch sinkende Leitzinsen können sich Geschäftsbanken (wie die Deutsche Bank) bei der Zentralbank günstiger Geld beschaffen. Die Geschäftsbanken sollen die niedrigeren Zinsen an ihre Kunden Unternehmen und Privatpersonen bei kurzfristigen Krediten weitergeben. Für Privatpersonen steigert das erstens den Anreiz, Produkte und Dienstleistungen auf Kredit zu kaufen. Das kurbelt die Wirtschaft an. Zweitens wird es für Unternehmen billiger, Kredite aufzunehmen, um beispielsweise Maschinen zu kaufen und die Produktion auszuweiten. Diese positiven Wirtschaftsaussichten sorgen in der Regel für steigende Aktienkurse.
Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen für den Euroraum dennoch nicht verändert. Angesichts der noch anfälligen Konjunkturerholung und Sorgen über die Preisstabilität werden die Währungshüter noch länger abwarten, ehe sie dem Trend zu steigenden Zinsen folgen werden (Stand 01.07.04). Am 30.06.04 hatte dagegen die amerikanische Notenbank zum ersten Mal seit rund vier Jahren die Zinsen erhöht und zwar um 25 Basispunkte auf 1,25.
Obwohl von EZB- Chef nun ein klares Signal erwartet wird, bleibt die EZB vorerst abwartend und achtet auf mögliche Konjunkturrisiken.
graphic
graphic
US-Notenbank Chef Alan Greenspan