4.3 Ständige Fazilitäten
Zuerst stellt sich die Frage: Was sind eigentlich Fazilitäten?
Fazilitäten sind eigentlich nur "Möglichkeiten". Als Fazilitäten in unserem Sine bezeichnet man die von Zentral- und Geschäftsbanken, im Falle des Euro also der EZB bereitgestellten Finanzierungs- bzw. Kredit-, Geldanlage- oder Zahlungsverkehrsmöglichkeiten.
So bietet die Europäische Zentralbank im Rahmen ihrer Instrumente der Geldpolitik den Geschäftsbanken zwei ständige Fazilitäten an, um den Banken entweder Liquidität zu entziehen (Einlagefazilität) oder aber Liquidität bereitzustellen (Spitzenrefinanzierungsfazilität).
Bei den ständigen Fazilitätenhandelt es sich um eine Art Kontokorrentkonto, das alle Geschäftsbanken bei der Zentralbank unterhalten. Sie können auf diesem Konto überschüssige Einlagen über Nacht zu einem bestimmten Zinssatz bei der Zentralbank anlegen (Einlagefazilität) oder sich kurzfristig Liquidität verschaffen und ihr Kontokorrentkonto gegen Sollzinsen überziehen (Spitzenrefinanzierungsfazilität)
Für die Einlagen erhalten die Geschäftsbanken Habenzinsen, für die Inanspruchnahme von Krediten zahlen sie Sollzinsen.
  • Einlagefazilität = Deposit Facility
Ständige Fazilität des EZSB, die den Geschäftspartnern die Möglichkeit bietet, Guthaben bis zum nächsten Geschäftstag zu einem vorher festgelegten Zinssatz anzulegen. Dieser Zinssatz wir vom ESZB vorgegeben. Die Einlagenfazilität ersetzt seit 1999 den Diskontsatz. Der Diskontsatz war der Zinssatz, zu dem die Deutsche Bundesbank Wechsel von Banken angekauft hat. Die Banken konnten sich so Liquidität verschaffen.
  • Spitzenrefinanzierungsfazilität(SRF) = Marginal Lending (Overnight)
Ständige Fazilität des EZSB, die die Geschäftspartner nutzen können, um einen Übernachtkredit zu einem im voraus festgelegten Zinssatz zu erhalten. Der Zinssatz wird vom ESZB vorgegeben. Die SRF ersetzt den Lombardsatz. Der Lombardsatz war der Zinssatz, zu dem die Deutschen Bundesbank den Banken Kredite gegen Verpfändung von Wertpapierbeständen zur Verfügung gestellt hat.
Die beiden Fazilitätszinssätze stecken auch die Zinsbandbreite am Geldmarkt ab.
  • Die Spitzenrefinanzierungsfazilität bildet die Obergrenze und beträgt derzeit 3,00%,
  • die Einlagefazilität bildet die Untergrenze mit derzeit 1,00%
Diese beiden Zinssätze sind also ebenso Leitzinssätze.
Durch Erhöhung der Spitzenrefinanzierungsfazilitäten kann die EZB die Refinanzierungsmöglichkeiten für die Geschäftsbanken verteuern. Wenn nun die Geschäftsbanken diese Konditionen an ihre Kunden weitergeben verteuern sich die Kredite für die Endkunden. Da diese dann nicht mehr so viele Kredite aufnehmen, wird dem Wirtschaftskreislauf Geld entzogen.
Durch Senkung der Spitzenrefinanzierungsfazilitäten wird die Kreditaufnahme der Geschäftsbanken verbilligt. Die EZB hofft dann, dass die Geschäftsbanken die Möglichkeit billiger Kredite an ihre Kunden weitergibt. Damit sollen Investitionen ermöglicht werden. Die Wirtschaft wird dadurch angekurbelt.
Eine Verdeutlichung dieses Systems erkennen Sie aus der Graphik.
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Der Schnittpunkt bedeutet den Gleichgewichtszustand des Geldmarktes.
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Mit einer expansiven Geldpolitik will die EZB die Geldmenge ausweiten und die Wirtschaft beleben.
Mit einer restriktiven Geldpolitik will die Zentralbank die Geldmenge begrenzen und die Inflation begrenzen.
Im Rahmen der Offenmarktpolitik kauft bzw. Verkauft die EZB Wertpapiere an bzw. von den Geschäftsbanken.
Wertpapierpensionsgeschäfte sind Wertpapiergeschäfte mit Rückkaufvereinbarung.
Der Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte im Rahmen der Offenmarktpolitik ist der entscheidende europäische Leitzinssatz.
Ständige Fazilitäten sind "Girokonten" der Geschäftsbanken bei der EZB.
Geschäftsbanken können ihr Konto gegen Sollzinsen überziehen (Spitzenrefinanzierungsfazilitäten). Dadurch steigt die Geldmenge.
Geschäftsbanken können auf diesen Konten Guthaben bilden. Sie erhalten dafür Habenzinsen (Einlagefazilität) Die Geldmenge wird dadurch begrenzt.
Die Zinssätze der beiden Fazilitäten bilden einen Zinskanal um den Leitzins.