Zuerst stellt sich
die Frage: Was sind eigentlich
Fazilitäten?
Fazilitäten sind eigentlich nur
"Möglichkeiten".
Als Fazilitäten in unserem Sine bezeichnet man die von
Zentral- und Geschäftsbanken, im Falle des Euro also der EZB
bereitgestellten Finanzierungs- bzw. Kredit-, Geldanlage- oder
Zahlungsverkehrsmöglichkeiten.
So bietet die Europäische Zentralbank im
Rahmen ihrer Instrumente der Geldpolitik den Geschäftsbanken
zwei ständige Fazilitäten an, um den Banken entweder
Liquidität zu entziehen (Einlagefazilität) oder aber
Liquidität bereitzustellen
(Spitzenrefinanzierungsfazilität).
Bei den
ständigen
Fazilitätenhandelt es sich um eine Art
Kontokorrentkonto, das alle Geschäftsbanken bei
der Zentralbank unterhalten. Sie können auf diesem Konto
überschüssige Einlagen über Nacht zu einem
bestimmten Zinssatz bei der Zentralbank anlegen
(Einlagefazilität) oder sich kurzfristig
Liquidität verschaffen und ihr Kontokorrentkonto gegen
Sollzinsen überziehen
(Spitzenrefinanzierungsfazilität)
Für die
Einlagen erhalten die Geschäftsbanken Habenzinsen,
für die Inanspruchnahme von Krediten zahlen sie
Sollzinsen.
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Einlagefazilität
= Deposit Facility
Ständige
Fazilität des EZSB, die den Geschäftspartnern die
Möglichkeit bietet, Guthaben bis zum nächsten
Geschäftstag zu einem vorher festgelegten Zinssatz
anzulegen. Dieser Zinssatz wir vom ESZB vorgegeben. Die
Einlagenfazilität ersetzt seit 1999 den Diskontsatz. Der
Diskontsatz war der Zinssatz, zu dem die Deutsche Bundesbank
Wechsel von Banken angekauft hat. Die Banken konnten sich so
Liquidität verschaffen.
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Spitzenrefinanzierungsfazilität(SRF)
= Marginal Lending
(Overnight)
Ständige
Fazilität des EZSB, die die Geschäftspartner nutzen
können, um einen Übernachtkredit zu einem im
voraus festgelegten Zinssatz zu erhalten. Der Zinssatz wird vom
ESZB vorgegeben. Die SRF ersetzt den Lombardsatz. Der
Lombardsatz war der Zinssatz, zu dem die Deutschen
Bundesbank den Banken Kredite gegen Verpfändung von
Wertpapierbeständen zur Verfügung gestellt
hat.
Die beiden Fazilitätszinssätze stecken
auch die Zinsbandbreite am Geldmarkt ab.
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Die
Spitzenrefinanzierungsfazilität bildet die Obergrenze und
beträgt derzeit 3,00%,
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die Einlagefazilität bildet die
Untergrenze mit derzeit 1,00%
Diese beiden Zinssätze sind also ebenso
Leitzinssätze.
Durch
Erhöhung der Spitzenrefinanzierungsfazilitäten
kann die EZB die Refinanzierungsmöglichkeiten für die
Geschäftsbanken verteuern. Wenn nun die Geschäftsbanken
diese Konditionen an ihre Kunden weitergeben verteuern sich die
Kredite für die Endkunden. Da diese dann nicht mehr so viele
Kredite aufnehmen, wird dem Wirtschaftskreislauf Geld
entzogen.
Durch Senkung der
Spitzenrefinanzierungsfazilitäten wird die Kreditaufnahme
der Geschäftsbanken verbilligt. Die EZB hofft dann, dass die
Geschäftsbanken die Möglichkeit billiger Kredite an ihre
Kunden weitergibt. Damit sollen Investitionen ermöglicht
werden. Die Wirtschaft wird dadurch angekurbelt.
Eine Verdeutlichung
dieses Systems erkennen Sie aus der Graphik.
Der Schnittpunkt
bedeutet den Gleichgewichtszustand des Geldmarktes.

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Mit einer
expansiven Geldpolitik will die EZB die Geldmenge ausweiten und die
Wirtschaft beleben.
Mit einer
restriktiven Geldpolitik will die Zentralbank die Geldmenge
begrenzen und die Inflation begrenzen.
Im Rahmen der
Offenmarktpolitik kauft bzw. Verkauft die EZB Wertpapiere an bzw.
von den Geschäftsbanken.
Wertpapierpensionsgeschäfte sind
Wertpapiergeschäfte mit
Rückkaufvereinbarung.
Der Zinssatz
für Hauptrefinanzierungsgeschäfte im Rahmen der
Offenmarktpolitik ist der entscheidende europäische
Leitzinssatz.
Ständige
Fazilitäten sind "Girokonten" der Geschäftsbanken bei der
EZB.
Geschäftsbanken können ihr Konto
gegen Sollzinsen überziehen
(Spitzenrefinanzierungsfazilitäten). Dadurch steigt die
Geldmenge.
Geschäftsbanken können auf diesen
Konten Guthaben bilden. Sie erhalten dafür Habenzinsen
(Einlagefazilität) Die Geldmenge wird dadurch
begrenzt.
Die
Zinssätze der beiden Fazilitäten bilden einen Zinskanal
um den Leitzins.
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