1.5.4 Grenzen des Wachstums
Mit den Grenzen des Wachstums hat sich 1972 auch der "Club of Rome" beschäftigt.
Doch vorab eine Betrachtung:
  • Das reale BSP hat sich in den letzten Jahren ständig gesteigert und in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt.
  • Ein höheres BSP bedeutet mehr Produktion und Arbeitsplätze. In Zeiten der Rezession werden Arbeitsplätze abgebaut.
  • Wachstum bringt mehr Güter einen steigenden Lebensstandard und materiellen Wohlstand.
  • Bei Wachstum verfügt auch der Staat über höhere Einnahmen, er sichert die Infrastruktur, die soziale Sicherheit, baut das Bildungswesen aus und kann mehr öffentliche Aufträge erteilen um die Wirtschaft zu unterstützen
Doch durch die erhöhte Produktion verbrauchen wir ständig mehr Energie und Rohstoffe.
Die oben genannte Studie des Club of Rome sagte daher 1972:
Wird das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum der letzen hundert Jahre unter heutigen Bedingungen auf der Erde weiter fortgesetzt, so wird um das Jahr 2050 die Weltwirtschaft wegen fehlender Ressourcen zusammenbrechen.
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Der Club, dem namhafte Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer angehören, räumte zwar ein, dass die Ressourcen durch bessere Techniken "nicht so schnell erschöpft sind wie wir befürchtet hatten", aber die Umweltbelastung erreiche ein kritisches Stadium.

Das Wirtschaftswachstum sei problematischer als das Bevölkerungswachstum, weil die reichen Länder mit weniger Menschen weit mehr Ressourcen verbrauchen als die armen Länder.

"Die wohlhabenden 20 Prozent der Weltbevölkerung verbrauchen 86 Prozent der Ressourcen", nominiert der "Club of Rome". Nötig sei ein beschleunigter Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Das würde zum Beispiel eine bessere Energieeffizienz bedeuten. Die Alphabetisierungsrate, so der Club, müsse bis 2003 auf weltweit 90 Prozent gesteigert werden. Die Welt brauche, um zukunftsfähig zu werden, eine neue "Ethik menschlicher Solidarität".
Auch US Präsident Jimmy Carter hat 1980 die Studie Global 2000 in Auftrag gegeben, die sich mit dem Thema beschäftigte.
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Dieser Bericht sollte, so der Auftrag, "die voraussichtlichen Veränderungen der Bevölkerung, der natürlichen Ressourcen und der Umwelt auf der Erde bis zum Ende dieses Jahrhunderts" untersuchen. Der Bericht beschreibt und analysiert eine Reihe von Zukunftsproblemen, aufgegliedert nach Weltregionen, die zu erwarten und teilweise schon eingetreten sind. Schwerpunkte sind Bevölkerung, Bruttosozialprodukt, Klima, Wasser, Nahrungsmittel, Landwirtschaft, Wälder und Forstwesen, Energie und andere mehr.
"Global 2000" endet mit der Perspektive:
"Die Schlussfolgerungen, zu denen wir gelangt sind, sind beunruhigend. Sie deuten für die Zeit bis zum Jahr 2000 auf ein Potential globaler Probleme von alarmierendem Ausmaß (...) Weltweite Veränderung der Politik ist erforderlich, bevor sich diese Probleme weiter verschlimmern und die Möglichkeiten für wirkungsvolles Handeln immer stärker eingeschränkt werden (...) Angesichts der Dringlichkeit, Reichweite und Komplexität der vor uns liegenden Herausforderungen bleiben die auf der ganzen Welt in Gang gekommenen Anstrengungen allerdings weit hinter dem zurück, was erforderlich ist. Es muss eine neue Ära der globalen Zusammenarbeit und der gegenseitigen Verpflichtungen beginnen, wie sie in der Geschichte ohne Beispiel ist."
Präsident Carter beauftragte umgehend den Rat für Umweltqualität und sein Staatsministerium (State Department) damit, ein Handlungsprogramm zu entwickeln, das den in "Global 2000" aufgezeigten Problemen, die letztlich alle auf den sich bedingenden und verstärkenden Grundproblemen Bevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und Umweltzerstörung beruhten, effektiv entgegentreten sollte. Binnen eines halben Jahres lag dieses Programm vor: Der Bericht "Global Future: Time to Act" erstreckt sich auf nahezu alle in "Global 2000" angesprochenen Problembereiche. Folgende Maßnahmen werden vorgeschlagen:
  • Forschungsförderung (in fast allen angesprochenen Bereichen)
  • Finanzierung von Handlungsprogrammen (in mehr als der Hälfte der betrachteten Konfliktbereiche)
  • Gründung nationaler und internationaler Beraterkommissionen
  • Einberufung nationaler und internationaler Konferenzen
  • Stützung und Steuerung privatwirtschaftlicher Initiativen, die den im Bericht definierten amerikanischen Interessen (u.a. Sicherung der Führungsposition der USA unter den westlichen Industrienationen) entsprechen
  • Verabschiedung internationaler Resolutionen, Zielprogramme und Richtlinien.
Unter dem neuen konservativen US-Präsident Reagan wurde das Handlungsprogramm nicht weiter verfolgt, der Rat für Umweltqualität völlig umbesetzt und die meisten wissenschaftlichen Mitarbeiter später entlassen.
Bereits heute haben wir in einigen Teilen dieser Studie die damals beschriebenen Horrorszenarien überschritten. Siehe auch http://www.mindfully.org/Sustainability/In- Our-Hands.htm