Ein steigendes BIP
oder BSP wird oft mit Wohlstand gleichgesetzt. Länder,
die ein steigendes Sozialprodukt vorweisen können, gelten als
reich.
Doch ist das wirklich der Maßstab für
Lebensqualität und Wohlstand?
Kritiker behaupten,
das BSP misst so ziemlich alles, nur nicht das worauf es im Leben
ankommt.
Wenn man nun von
"Wirtschaftswachstum" oder kurz von "Wachstum" spricht, ist im
Allgemeinen die Zunahme des BIP gemeint, worin dann zugleich ein
Anstieg des Wohlstandes oder der Lebensqualität gesehen wird,
so dass sich folgende Argumentationskette ergibt:
Bruttoinlandsprodukt
Leistungsfähigkeit der
Wirtschaft
Wohlstand
Lebensqualität .
Diese
Argumentationskette ist allerdings problematisch und umstritten. So
wies bereits in den 70er Jahren u.a. Erhard Eppler 
auf
Unzulänglichkeiten des BSP als Wachstumsindikator hin. Er
stellte ihm den Begriff "Lebensqualität" entgegen, da Fragen,
die vor allem Umweltgesichtspunkte einschlossen, eine besondere
Bedeutung erfahren hatten. Kriterium der Wirtschaftspolitik
könne, so Eppler, nicht die Quantität des Wachstums,
sondern müsse die Qualität des Wachstums sein, dessen
Durchsetzung politische Steuerung erfordere.
Die erste Frage
bezieht sich auf quantitative Kritik.
Es werden im BIP
Vorgänge nicht erfasst, die sowohl für den Wohlstand als
auch für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft
wichtig sind. Beispiele für derartige Vorgänge
sind:
-
nichtbezahlte Arbeitsleistungen in
privaten Haushalten wie Kochen, Putzen und Kindererziehung
sowie
-
Aktivitäten der
Schattenwirtschaft wie legale Nachbarschaftshilfe und illegale
Schwarzarbeit.
Während die
quantitative Kritik lediglich die Größenordnung des BIP
in Frage stellt, hält die qualitative Kritik (siehe
zweite Frage) das BIP als Wohlstandsmaßstab für eine
Volkswirtschaft grundsätzlich für bedenklich, weil
beispielsweise
-
einige gesamtwirtschaftliche
Wertverluste nicht als Minderung des Lebensstandards abgezogen
werden, wie Luft- und Wasserverschmutzung , Bodenerosion,
Waldschäden oder langfristige Klimaverschlechterungen
und
-
die Beseitigung dieser Schäden
positiv in das BIP eingehen, obwohl sie lediglich versuchen, einen
ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Für den
Bereich Umwelt seien hier exemplarisch die Kosten für die
künstliche Zufuhr von Sauerstoff in Seen genannt. Derartige
Kosten werden als defensive bzw. kompensatorische
Kosten bezeichnet.
Zusammenfassend
lässt sich feststellen, dass das BIP kein universaler
Wohlstandsindikator ist. Denn eine Erhöhung des BIP
bedeutet nicht gleichzeitig auch eine Verbesserung des Wohlstandes
der Bevölkerung. Dennoch kann jede Kritik, so Frank, "nur
bescheiden sein, denn die statistische Größe wird
weltweit benutzt, und nirgends wurde bisher ein besseres
Messinstrument für gesamtwirtschaftliche Leistungen
gefunden."
-
Gesundheit
-
Bildung
-
Erwerbstätigkeit
-
Einkommen
-
Verbrauch und materieller
Lebensstandard
-
physische Umwelt
-
soziale Umwelt
-
politische Mitbestimmung
-
Rechtspflege
Andere Experten
schlagen die Größe "wirtschaftlicher
Nettowohlstand" (Net economic welfare)vor.
Man geht dabei vom
BIP aus und zieht die sozialen Kosten wie Umweltschutz,
Verteidigung oder innere Sicherheit ab.
Leistungen, die
keinen Marktpreis haben wie Hausarbeit oder Schwarzarbeit
zählt man hinzu.
Somit ergäbe
sich folgende Formel:
NEW = BIP -
soziale Kosten + Leistungen ohne Marktpreis
Problematisch ist
allerdings die Messung der einzelnen Größen.
Ehrenamtliche Tätigkeit oder Erziehungsleistung lassen sich
schwer beziffern. Das gleiche gilt für umwelterhaltende
Maßnahmen.